POTSDAM - Ob Schlaglöcher, illegale Mülldeponien oder defekte Ampelanlagen: Seit zwei Jahren können Bürger in vielen Brandenburger Kommunen Ärgernisse in ihrer Stadt im Internet an die Verwaltung melden. Im Juni 2009 war das Online-Beschwerdebuch „Maerker“ – der Name ist ein Wortspiel aus „merken“, markieren“ und „Märker“ – ans Netz gegangen, zunächst probehalber als Pilotprojekt in Rathenow (Havelland), Mittenwalde (Dahme-Spreewald) und Rüdersdorf (Märkisch-Oderland). Inzwischen beteiligen sich 31 Kommunen, darunter auch die Landeshauptstadt Potsdam. Mehr als 5000 Hinweise von Bürgern sind mittlerweile eingegangen.
Vorbild für das Internetportal war das britische „Fix My Street“ („Repariert meine Straße“). Auf der Insel handelt es sich allerdings um ein Angebot von Bürgern für Bürger – die Verwaltung ist nicht verpflichtet, auf die Einträge zu reagieren. Anders in Brandenburg: Die teilnehmenden Kommunen haben sich verpflichtet, binnen drei Tagen zu antworten. In vielen Fällen gibt es eine Antwort aber bereits am Folgetag.
Eine Ampel informiert dann, für alle sichtbar, über den aktuellen Status der Bearbeitung. Rot bedeutet: eingetragen, aber noch nicht bearbeitet; gelb heißt „in Arbeit“; eine grüne Ampel signalisiert, dass die Anfrage erledigt wurde.
„Dieses einfache Prinzip ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Ingo Decker, Sprecher des Innenministeriums, das die technischen Voraussetzungen für das Portal geschaffen hat. Er hofft, dass sich bald noch mehr Gemeinden am „Maerker“ beteiligen. Man könne aber niemanden zwingen, so Decker: „Wir haben das Projekt zwar angeschoben, aber die Kommunen müssen es sich zu eigen machen.“ Nach MAZ-Informationen sollen bereits in den kommenden Monaten weitere Gemeinden dazustoßen, darunter Michendorf (Potsdam-Mittelmark), Falkensee und Dallgow-Döberitz (beide Havelland).
In Werder/Havel ist man bereits seit längerem dabei. Mit über 500 Hinweisen ist die Stadt in Potsdam-Mittelmark landesweit an der Spitze. Annette Große, die verantwortliche Reakteurin, will den
„Maerker“ nicht mehr missen, trotz des höheren Arbeitsaufwands. Ihre Erfahrung sei „zu 95 Prozent positiv“, sagt sie. „Wir haben einen schnelleren Weg zum Sachbearbeiter“, sagt Große. „Viele Probleme sind dann schnell zu behe-ben – aber eben nur, wenn wir wissen, dass sie existieren.“
Auch Ortwin Böckmann vom ZIT, dem zentralen IT-Dienstleister der Landesregierung, ist vom „Maerker“ begeistert. Er hat das Projekt von Anfang an mit begleitet. „Wenn Sie in einer Verwaltung anrufen, dauert es ewig, bis Sie den Richtigen an der Strippe haben“, sagt Böckmann. Über das Internetportal erreiche man dagegen rasch die zuständige Behörde. Ein weiteres Plus aus seiner Sicht: Ärgernisse können auch spätabends und sogar nachts eingetragen werden. „Ein großer Vorteil für Berufstätige“, so Böckmann.
Durchschnittlich gebe es pro Kommune etwa zwei Einträge pro Woche, sagt Böckmann. Einige davon liest er besonders gern. So bedankte sich eine Nutzerin in Stahnsdorf „für die prompte Bearbeitung von Schadensmeldungen“: Der Service sei „wirklich hervorragend“, hieß es. Daneben leuchtete eine Ampel. Natürlich in grün.
Philip Häfner