TREUENBRIETZEN - Der seit Jahren anhaltende Streit um Jagdmodalitäten in städtischen Waldgebieten spitzt sich zu. Wie Bürgermeister Michael Knape (FDP) in der Sitzung der Stadtverordneten am Montagabend sagte, läuft ein Gerichtsverfahren. Das habe die Stadt angestrebt, „um Klarheit in den Positionen zu erzielen.“
Konkret geht es darum, ob die Stadt als Eigentümer von 2000 Hektar Wald den Jägern auf Pachtflächen Anweisungen erteilen darf, wie die Jagd auf ihrem Gebiet zu erfolgen hat, um ihr Eigentum zu schützen. Streit gibt es beispielsweise darüber, wie oft der Zaun, der vor Verbissschäden in jungen Baumbeständen schützen soll, kontrolliert werden muss. Auch wollte die Stadt darüber informiert werden, welche Jäger von Pächtern in die kommunalen Reviere gelassen werden. Zudem wünscht die Stadt höhere Abschusszahlen, wie sie auf den Flächen in Eigenregie erreicht werden. So soll langfristig eine Waldwirtschaft ohne kostenintensive Zäune möglich werden.
Die Jagdpächter sehen in diesen Forderungen einen unzulässigen Eingriff in ihre Pachtverträge und fürchten, von den Stadtflächen verdrängt zu werden. Die Verträge waren im Dezember 2000 für zwei Jagdbögen bis zum Jahr 2025 und in einem Fall bis 2013 besiegelt worden noch bevor die Stadt 2002 einen eigenen Förster eingestellt hatte. Er verfolgt seitdem eine Strategie zum ökologischen Waldumbau. Diese umfasst eine Reduzierung von Wildbeständen.
„Mit den Jägern bestehen unterschiedliche Ansichten“ zur Jagdbewirtschaftung im Rahmen der Waldwirtschaft, räumte der Bürgermeister gestern gegenüber der MAZ ein.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Streitigkeiten hatte die CDU-Fraktion einen „Vermittlungsausschuss in Forst- und Jagdangelegenheiten“ einberufen wollen. Ein entsprechender Antrag fand jedoch keine Zustimmung unter den übrigen Abgeordneten. Daraufhin wurde er vertagt. Nach Ansicht der CDU habe der Streit um Jagdrechte im städtischen Wald „ bedenkliche Formen angenommen, so dass ein Einschreiten der Stadtverordneten notwendig wird“, heißt es im Antrag. Im Ausschuss sollten sieben Abgeordnete und berufene Bürger diskutieren und dazu Experten konsultieren.
Der Bürgermeister verwies darauf, dass Vermittlungsausschüsse für Stadtverordnetenversammlungen „nicht vorgesehen sind“. Zudem verursachen neue Gremien zusätzliche Kosten durch Sitzungsgelder, so Knape. Er verwahrte sich in dem Zusammenhang gegen Anfeindungen wider seine Familie. So gebe es, „nachdem vier Jahre Ruhe war“, inzwischen wieder anonyme Drohbriefe, „die meiner Frau privat zugestellt wurden“, so der Bürgermeister. Er kündigte erneut juristische Schritte gegen dieses Vorgehen an. Schon vor vier Jahren habe er die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
„Wir sollten das Waldbewirtschaftungskonzept und die Jagdproblematik insgesamt wie vorgesehen im nächsten Bauausschuss diskutieren“, sagte Walter Treu (Die Linke).
Von häufigen Post- und E-Mail-Sendungen aus Reihen der Jägerschaft berichtete auch Frank Ernicke. „Hoffentlich wird nicht noch scharf geschossen“, so der SPD-Stadtverordnete. Auch er plädierte dafür, die Problemfragen in den zuständigen Ausschüssen zu diskutieren.
KIaus Kleinschmidt (FDP) sieht eine „fehlende Gesprächsbereitschaft der Jägerschaft“. In Auschusssitzungen habe Stadtförster Dietrich Henke „mehrfach zu den Problemen gesprochen. Nur die Jäger fehlten immer“, so der Liberale. „Dann hat auch ein neuer Ausschuss keinen Zweck“, sagte der Frohnsdorfer am Montagabend.
Thomas Wachs