Auch dieses Jahr muss Treuenbrietzen um die Zukunft des Gymnasiums kämpfen. Eine Dreizügigkeit ist abgelehnt worden.
Von Thomas Wachs
Protest in TREUENBRIETZEN
TREUENBRIETZEN Im städtichen GYMNASIUM „Am Burgwall“ in TREUENBRIETZEN soll es im nächsten Schuljahr nur zwei siebte Klassen geben. Das hat das Schulamt in Brandenburg/Havel festgelegt.
Bei Elternvertretern, Schulträger und Politik stößt dies auf Unverständnis. Sie waren nach Aussagen von Schulamtsleiter Ulrich Rosenau in der Vorwoche von einer Dreizügigkeit ausgegangen und kündigen nun Proteste an.
Nach Abschluss des Probeunterrichtes, den eine Schülerin bestanden hat, liegen dort jetzt 61 Anmeldungen vor. „Bei mehr als 30 Schülern pro Klasse muss laut Gesetz eine Teilung erfolgen“, bestätigte Stephan Breiding gestern gegegenüber der MAZ. „Entscheiden muss aber das Schulamt“, sagte der Sprecher des Bildungsministeriums beim Land. Im Schulamt ist für Frank Quella jedoch „nicht der Klassenteiler, sondern die Richtfrequenz von 28 Schülern pro Klasse“ entscheidend, so der Schulrat.
Der SPD-Wahlkreisabgeordnete und Brandenburgische Sozialminister, Günter Baaske, sieht eine Teilungsmöglichkeit für drei Klassen. „Das Schulamt täte gut daran, sich um eine gleichmäßige Auslastung in der Region zu bemühen“, sagte er gestern der MAZ. Womöglich gäbe es Schüler aus Brück oder Niemegk, für die das TREUENBRIETZENer GYMNASIUM eine Option wäre.
„Überall wären mit einer Dreizügigkeit und je 23 bis 25 Schülern beste Bedingungen möglich“, glaubt TREUENBRIETZENs Bürgermeister Michael Knape (FDP) als Träger der kommunalen Schule. „Und das ohne zusätzliche Kosten oder irgendwelche Abstriche.“ Nur müsse eine Umverteilung organisiert werden. Das Schulamt verweist indes auf den „heiligen Erstwunsch“. So dieser erfüllt werden kann, „spielt der Zweitwunsch keine Rolle mehr“, so Quella. Dies sei am Bad Belziger Fläming-GYMNASIUM mit weiterhin drei Klassen – zuzüglich Schnellläuferklasse – gegeben. Dort liegen für maximal 28 Schüler pro Klasse 85 Anmeldungen vor. Ursprünglich waren 94 Wünsche da. Von 13 Schülern bestanden zwei den Probeunterricht. Zwei kämen über den Zweitwunsch an diese Schule, so Quella. „Ich kann die Aufregung gar nicht verstehen“, so der Schulrat. „Woanders sind 28er-Klassen völlig normal. So kleine Klassen wie in TREUENBRIETZEN können wir uns nicht leisten“, sagte der Schulrat. „Eine Umlenkung wäre nicht zulässig“.
Das wollen der Schulträger und Elternvertreter nicht hinnehmen. Sie protestieren in einem Brief an Bildungministerin Martina Münch (SPD). Zudem sind nächste Woche Gespräche mit Politikern und Schulamt sowie am Freitag eine Versammlung mit allen Interessierten und betroffenen Eltern geplant. „Dazu sind Vertreter aus dem Schulamt sowie der Stadt-, Kreis- und Landespolitik eingelanden“, kündigte Knape an.
„Auch ich hatte nach einem Gespräch mit Schulrat Quella die Information, dass ab 61 Schüler ein Dreizügigkeit entsteht“, sagte Peter Lipka. „Von der plötzlichen Wendung bin ich völlig überrascht“, so der Vorsitzende der Schulkonferenz. Er kündigte an, auch in diesem Jahr wieder alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um eine Dreizügigkeit „und damit ideale Lernbedingungen“ zu erwirken. Dies war im Vorjahr bei 64 Anmeldungen sowie 2007, als es gar um den Bestand der Schule ging, gelungen. Nach wie vor gehe es um Chancengleichheit in der Region.
Steffi Weit, die Elternsprecherin der Schule, gibt zu bedenken, dass durch Zuzüge oder Sitzenbleiber die Klassen in späteren Jahrgängen überfüllt werden könnten. „Dann ist eine Teilung vorgeschrieben, wie ich es bei meiner Tochter selbst erleben musste“. Darum lohne es sich jetzt, für eine politische Entscheidung zu kämpfen. „Denn die müsste gefällt werden, wenn es wirklich gewünscht ist, dass der Standort TREUENBRIETZEN langfristig gehalten wird.“
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