POLITIK: Kein Verständnis für Ex-Stasi-Leute im öffentlichen Dienst Dieter Dombrowski berichtet im „Stadtgespräch“ des CDU-Ortsverbandes Treuenbrietzen über seine Erfahrungen mit der DDR
TREUENBRIETZEN - Norbert Hermann hat viel Neues gehört. „Es war interessant und fesselnd Details über die DDR aus persönlichem Erleben zu hören“, sagt der 19-Jährige.
Er ist Schüler des Treuenbrietzener Gymnasiums „Am Burgwall“. Dort wird die Epoche, welche die Generation seiner Eltern nicht wenig geprägt hat, im Geschichtsunterricht der 11. Klasse nur kurz gestreift, sagt der Abiturient.
Genau das kritisierte Dieter Dombrowski. Der Generalsekretär der märkischen Union war Donnerstagabend bei dem vom CDU-Ortsverband organisierten „Stadtgespräch“ der Hauptredner. „Die Schüler im Land Brandenburg sind nicht informiert. Ich bemerke aber bei Gesprächen ein großes Interesse“, erklärte der 60-Jährige. Die übergroße Mehrheit, die der Veranstaltung beiwohnte, gehörte freilich zum reifen Semester und konnte seine Ausführungen mit eigenen Erfahrungen vergleichen und bewerten.
Dieter Dombrowski hat nach einer missglückten „Republikflucht“ einige Jahre im Cottbusser Gefängnis eingesessen. Zwei Stunden berichtete er über sein Leben auf beiden Seiten der Mauer. Aufgewachsen in Ost-Berlin, war er nach dem Freikauf aus der Haft im Westen tätig. Nach der politischen Wende wurde er zunächst Landrat in Rathenow und ist nun Mitglied im Landtag Brandenburg. Seine Stasi-Akte umfasst etwa 12 000 Seiten.
Reinhard Benke hat laut eigener Aussage bis heute nicht in seine Unterlagen einsehen können. Angeblich seien keine vorhanden, berichtete der Landwirt aus Mörz. „Ich hatte in der DDR nicht unter der Stasi zu leiden – erst danach“, sagt er. Und versteht nicht, wieso ehemals hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit nach wie vor im öffentlichen Dienst beschäftigt sind.
Diese Frage treibt einige der gut 20 Besucher der Diskussionsrunde um, wie sie bekundeten. Einheimische und aus dem Westen zugezogene hörten gleichermaßen gespannt zu.
Anja Schmollack, stellvertretende Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes war vom Vortrag angetan. „Dieter Dombrowski hat nicht gleich verurteilt, sondern versucht, die Täter zu verstehen“, ist die junge Frau beeindruckt. Sie ist Mitinitiatorin der Stadtgespräche. Hartmut Puhlmann freute sich über den guten Besuch und sah das Konzept bestätigt: „Wir haben eine Idee aus Bad Belzig übernommen, es scheint zu fruchten.“ Den Bedarf an Auseinandersetzung mit der Problematik verspürt er obendrein selbst reichlich.
Für die Jugend soll es demnächst verpflichtenden Unterricht zur DDR-Vergangenheit geben. „Es ist das einzige positive Ergebnis der Enquetekommission. Sonst bemüht sich die SPD-Fraktion, die Arbeit zu behindern“, beklagt Dieter Dombrowski. (ako)
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