Alle Nase lang wird das Energiekonzept "Feldheim autark" in der Öffentlichkeit als Modell für die Zukunft hoch gelobt, ein reger Polittourimus wie jüngst mit dem potentiellen SPD-Kanzlerkandidaten Steinmeier ist ebenfalls damit verbunden.
Was ist das eigentlich - das Modell energieautarkes Feldheim? Vom Sprachgebrauch her bedeutet autark wirtschaftliche Unabhängigkeit und Selbstversorgung. In Bezug auf den Ortsteil Feldheim von Treuenbrietzen soll das bedeuten: die Energieversorgung der Bewohner erfolgt losgelöst von einer überregionalen Versorgung unter Ausnutzung eigener ortsansässiger Energiequellen. In Feldheim sind derzeitig 43 Windkraftanlage mit einer Gesamt-Nennleistung von 72,1 MW in Betrieb. Es war also naheliegend, die benachbarten Haushalte mit Strom zu versorgen. Gleiches gilt auch für den gewerblichen Bereich, so für die Energieversorgung des landwirtschaftlichen Betriebes und der Fabrik für Nachführungsträger für Solaranlagen.
Aber das war' s noch nicht. Die Agrargenossenschaft musste Überlegungen anstellen, wie sie die Gülle aus der Schweinezucht und Rinderhaltung möglichst wirtschaftlich entsorgen kann. Dafür bot sich der Bau und Betrieb einer Biogasanlage an, zumal auch noch ausreichend Erträge aus Mais- undd Getreideanbau bestanden. Zunächst einmal produziert die Biogasanlage Strom und als Nebenprodukt fällt Wärme an, die es galt, ebenfalls möglichst wirtschaftlich zu verwenden. Aus dieser Kombination ergab sich die Lösung, Strom aus den Windkraftanlagen und Wärme aus der Biogasanlage zur Versorgung der Feldheimer haushalte zu nutzen. Es musste ein Stromentz aufgebaut werden, dessen Finazierung allein aus Kapitlmarktmitteln ohne öffentliche Förderung erfolgte. Anders dagegen bei der Wärmeversorgung. Hier musste ein eigenes Fernwärmenetz aufgebaut werden, dass mit 800.000 € Fördermittel bezuschusst wurde. Die Haushalte selbst leisteten über den Umweg einer Beteiligung an einer zugründenden Versorgungs-GmbH jeweils einen Beitrag von 3.000 €. Die Restfinazierung erfolgte über Banken.
Das allein war es aber noch nicht. Durch die Wärmeversorgung mit einem eigenen Netz gab es nicht unbeachtliche Vorteile für die Biogasanlage. Es entstanden zusätzliche Einnahmen und vor allem dieser und jener Sonderbonus. Alles in allem eine optimale Ausnutzung der wirtschaftlichen Ressourcen einer Biogasanlage einschl. der Fördermöglichkeiten. Nicht unbeachtlich dabei ist dieTatsache, das so mancher Energieabnehmer in Feldheim zugleich auch Genosse in der Agrargenossenschaft ist. So profitiert der eine vom anderen.
Ist das ein Modell für die zukünftige Energieversorgung, werden Sie sich berechtigt fragen? Oder, würde dieses Modell auch ohne die öffentlichen Förderungen wie 800.000 € Zuschuss und diverse Boni funktionieren? Letzteres schätzen wir zur Zeit anders ein. Es dürfte klar sein, dass wie in Feldheim nicht für jeden Haushalt ein Zuschuss von rund 20.000 € gezahlt werden kann. Wäre dem so, könnte man sicherlich für dieses Geld auch noch ganz andere Alternativen mit in Betracht ziehen. Außerdem stellt ich jetzt nach 2 Jahren Probebtrieb in Feldheim heraus, dass die Wärmeleistung aus der Biogasanlage nicht ausreicht, im Winter die Häuser in Feldheim wirklich warm zu halten. Es muss zugeheizt werden.
Feldheim ist also kein Modell, dessen Umsetzung nachgeahmt werden sollte. Und unabhängig ist die Energieversorgung von Feldheim auch nicht. Strom wird zwar nicht nach Feldheim importiert, aber aus Feldheim exportiert. Fällt die Exportmöglichkeit aus, hat Feldheim auch keinen Strom, es sei denn, die Biogasanlage speist ihre Strom nicht in das allgemeine Netz ein, sondern versorgt die Feldheimer Haushalte. Von unabhängiger Energieversorgung kann also überhaupt keine Rede sein, bestenfalls von einer dezentralen Versorgung. Und nenneswert billiger ist das alles für den Verbraucher auch nicht, im Gegenteil, unter dem Strich zahlt er sogar noch drauf.
Treuenbrietzen, den 16.4.2012
Otto-Wilhelm Pöppelmeier
stellv. CDU-Fraktionsvorsitzender